Befruchtung von Obstbäumen
Obst aus dem eigenen Garten ist der Traum eines jeden Hobbygärtners. Doch nicht selten geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung, trotz optimalem Standort und guter Pflege. Mitunter liegt es daran, dass die Blüten nicht oder nur schlecht befruchtet werden. Die genaue Kenntnis darüber, welche Obstarten selbstfruchtbar oder auf Fremdbefruchtung angewiesen sind, ist hier entscheidend! Optimale Sortenkombinationen helfen bei der Befruchtung von Obstgehölzen – wir geben wertvolle Tipps

Einige Obstarten (z.B. Apfel und Birne) sind auf Fremdbefruchtung durch eine andere Sorte angewiesen – hier müssen die Partner zueinander passen. In der Fachliteratur und Internet finden sich zahlreiche Tabellen zu passenden Befruchtern. Bitte beachten Sie dabei, dass es sich stets nur um Beispiele handelt und diese Listen keinesfalls vollständig sind.
Bei kleinen Gärten ist oft kein Platz für mehrere Bäume. Dann hilft unter Umständen die Abstimmung mit dem Nachbarn, die beiden Partnern zu einer wechselseitigen Befruchtung weiterhilft. Erfahrungsgemäß wird die Problematik fehlender Befruchter im Hausgarten überschätzt. In der Regel gibt es im Siedlungsbereich von Hausgarten immer genügend Fremdbefruchter. Trotzdem ist es wichtig, das Thema im Auge zu behalten und auch beim Baumkauf mit zu beachten.
Es gilt die Faustregel, dass mindestens im Umkreis von 50 m ein passender Befruchter stehen sollte. Wichtig ist, dass sich die Blütezeit der Partner mindestens um einige Tage überlappen. Als Bestäuber kommen übrigens durchaus auch Ziersorten von Apfel, Birne und Kirsche in Frage. Sie bilden viel mehr Blüten und sind daher sogar die „besseren“ Befruchter.

Befruchtungsbiologie beim Apfel
Fast alle Apfelsorten sind selbststeril und somit auf Fremdbefruchtung durch eine andere Sorte angewiesen. Als Pollenspender eignen sich alle diploiden Sorten, die sich in der Blütezeit überlappen – inklusive der Zierapfelsorten.
Eine Besonderheit beim Apfel stellen die triploiden Sorten dar. Triploide Sorten eignen sich nicht als Befruchter für eine andere Apfelsorte. Wird also eine triploide Sorte gepflanzt, so muss für diese eine Befruchtersorte gepflanzt werden und für diese Sorte wiederum ein Befruchter, da die triploide Sorte nicht als Befruchter dienen kann. Eine der bekanntesten triploiden Sorten ist der Gravensteiner Apfel.
Eine umfassende Übersicht über mögliche Kombinationen bei der Pflanzung von Äpfeln bietet der BUND Lemgo. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruchs auf Vollständigkeit – zu vielen Kombinationsmöglichkeiten fehlen bis heute wissenschaftliche Untersuchungen.
Empfehlenswerte Standdardbefruchtersorten sind insbesondere Goldparmäne, Berlepsch, Cox Orange und James Grieve.

Befruchtungsbiologie bei der Birne
Alle Birnensorten sind auf Fremdbefruchtung angewiesen, auch wenn in einigen Einzelfällen Parthenokarpie auftritt, d.h. es werden samenlose Früchte ausgebildet.
Zur Befruchtung sind nur diploide Sorten geeignet, die sich in der Blütezeit überlappen.
Eine gute Übersicht über die Kombinationsmöglichkeiten bietet die Seite des BUND Lemgo. Wichtig ist auch hier, dass es sich nur um Beispiele handelt – weitere Kombinationen wären durchaus denkbar, sind aber einfach noch nicht ausgetestet worden.
Ein guter Standardbefruchter ist die Sorte Clapps Liebling oder Conference.
Unser Tipp: Ein sehr bewährtes Pflanzpaar aus bekannten, guten sind Sorten besteht aus Conference (mittelfrüh) und Williams Christ (mittelspät). Die Sorten befruchten sich wechselseitig, reifen aber nacheinander, so dass man Birnen über einen längeren zeitraum hinweg ernten kann

Befruchtungsverhältnisse bei Kirschen
Bei den Süßkirschen benötigen fast alle Sorten einen passenden Befruchter. Erkundigen Sie sich beim Kauf genau vorher, welche Sorten zueinander passen. Als besonders guter Pollenspender und daher Standardbefruchter gelten die Sorten Hedelfinger und Büttners Späte Knorpelkirsche. Auch die Wilde Vogelkirsche (Prunus avium Sämlinge) und Sauerkirsch-Sorten liefern passenden Pollen für viele Süßkirschen.
Einige neuere Sorten befruchten sich auch selbst und benötigen somit keinen zweiten Baum als Befruchter. Hierzu zählen bekannte Sortem, wie Celeste, Lapins, Sunburst und Sweetheart. Aber auch bei ihnen gilt: Fremder Pollen steigert den Ertrag!
Sauerkirschen sind in Sachen Bestäubung völlig unkompliziert. Sie befruchten sich selbst, freuen sich aber auch über fremden Pollen. Entscheidend ist, dass reichlich Bestäuber, also Bienen und andere Insekten, vorhanden sind und die Blüten besuchen.
Besonders wichtig bei vielen Sauerkirsch-Sorten ist die Blütenspritzung gegen Monilia-Spitzendürre. Bei dieser Pilzerkrankung erfolgt die Infektion ausschließlich zur Blütezeit über die Blüte. Spritzen Sie daher 3 Mal mit einem geeigneten Fungizid in die aufgehende Blüte, in die Vollblüte und in die abgehende Blüte. So bleibt der Baum garantiert geschützt!
Wichtiges Wissen rund um die Bestäuber wie Bienen und Hummeln
- Honigbienen werden ab ca 12 °C munter – Hummeln und Wildbienen summen schon ab ca 7° C durch die Baumkronen
- Hummeln fliegen bis zu 18 Stunden pro Tag, während Honigbienen „nur“ ca 12 Stunden unterwegs sind – allein deshalb besucht die Hummel mehr Blüten als eine Biene
- Honigbienen steuern Blüten im Umkreis von rund 3 Kilometern um ihren Stock an, Hummeln und Wildbienen legen hier nur rund einen Kilometer zurück.
- Honigbienen fliegen während eines Sammelfluges ungern verschiedenartige Blüten an. Daher sind für Honigbienen bunte Ziersorten keine guten Pollenspender. Hummeln und Wildbienen sind da weniger wählerisch und besuchen sogar unterschiedliche Pflanzenarten abwechselnd.
- Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und andere Insekten sind wichtige Bestäuber im Pflanzenreich und sichern unsere Ernährung. Geben Sie diesen Gartenbewohnern geeignete Nisthilfen und genügend Futterpflanzen zum Überleben und verzichten Sie auf bienengefährliche Spritzmittel im Hausgarten!
Befruchtungsbiologie bei Nussbäumen
Die Haselnuss ist einhäusig getrennt geschlechtig, d.h. männliche Blüten (die Kätzchen) und weibliche Blüten sind getrennt, aber auf einer Pflanze. Die Befruchtung erfolgt durch den Wind, da zur Blütezeit im Februar / März nicht ausreichend Insektenflug zu erwarten ist. Damit der Wind viel Angriffsfläche hat, strecken sich die männlichen Blüten zu den bekannten langen Kätzchen. Da sich die Blütezeit von männlichen und weiblichen Blüten nicht immer überschneidet, ist es vorteilhaft mehrere Fruchtsorten zu pflanzen. Die Sorte Daviana hat sich dabei als gute Befruchtersorte bewährt!
Walnussbäume lassen zwar ebenfalls den Wind für sich arbeiten, aber später im April / Mai. Die Walnüsse zählen zwar zu den Selbstbefruchtern, aber bei vielen Sorten erhöht ein Baum einer weiteren Walnuss-Sorte den Ertrag erheblich. Denn die männlichen und weiblichen Blüten blühen zeitversetzt um bis zu 2 Monate und überschneiden sich nur periodisch.
Unser Tipp: der Walnuss Klon 139 fruchtet auch alleinstehend ausreichend gut. Ausserdem setzt sein Ertrag früh ein, ist gleichmäßig hoch und die Nuss von gutem Geschmack! Daher ist der Weinheimer Klon 139 immer unsere Baumempfehlung Nummer eins.

Befruchtungsbiologie bei Beerenobst
Die meisten Beerenbüsche, wie Johannisbeeren, Stachelbeeren, Heidelbeeren oder Maibeeren kommen gut alleine klar. Wächst keine zweite Sorte in der Nachbarschaft, befruchten sich die Blüten selbst.
Aber auch bei diesen Selbstbefruchtern fällt es leichter viele Beeren wachsen zu lassen, wenn fremder Pollen mitmischt und die Insekten ihn gut verteilen. Da die Beerensträucher viel weniger Platz benötigen, ist es oft kein Problem sie in 2-er oder 3-er Gruppen zu pflanzen. Abwechslung bringen Sie zusätzlich durch verschiedene Wuchsformen in die Pflanzung, nämlich Büsche, Fußstämme (Stammhöhe 40-50 cm) und Hochstämme (Stammhöhe ca 90-100 cm).
Läuft bei der Befruchtung etwas schief (z.B. durch Kälteeinbruch zur Blütezeit) lassen Johannisbeeren etwa nach 4 Wochen verkümmerte Beeren fallen – das so genannte Rieseln.

Befruchtungsbiologie bei Brombeeren & Himbeeren
Brombeeren und Himbeeren kommen ganz gut alleine klar. Wächst keine zweite Sorte in der Nachbarschaft, befruchten sich die Blüten kurzerhand selbst.
Aber auch bei diesen Selbstbefruchtern gilt, dass sich viel mehr und größere Beeren bilden, wenn fremder Pollen mitmischt und die Insekten ihn gründlich aufwirbeln. Dann ist die Chance am größten, dass alle Samenanlagen befruchtet werden und kräftig wachsen. Eine schöne gleichmäßige Himbeere wächst zum Beispiel nur, wenn alle Einzelfrüchte (die Himbeere ist eine Sammelfrucht) befruchtet wurden – und dazu sind mehrere Bienen- oder Hummelbesuche notwendig.
Gleiches gilt auch für die ähnlich aufgebaute Brombeere.
Wichtig ist also, nach Möglichkeit mehrere unterschiedliche Sorten zu pflanzen und stets für gute Umweltbedingungen für Bienen- und Hummeln sorgen! Durch das Pflanzen verschiedener Sorten lässt sich auch die Erntezeit erheblich verlängern (frühe, mittelfrühe und späte Sorten).

Befruchtungsbiologie bei Kiwi
Bei den groß- und kleinfruchtigen Kiwis sind nur wenige Sorten selbstfruchtbar, wie z.B. die großfrüchtige Solissimo oder die Beerenkiwi Issai und die neue Vitikiwi.
Grundsätzlich jedoch handelt sich bei der Kiwi um überwiegend zweihäusige Pflanzen, d.h. zu den weiblichen Pflanzen müssen männliche Befrüchter hinzu gepflanzt werden.
Männliche Pflanzen sollten im Verhältnis 1:6 (bis 1:8) im weiblichen Pflanzenbestand eingestreut werden, wobei der Pflanzabstand zwischen männlichen und weiblichen Pflanzen nicht deutlich über 10 m liegen sollte.
Die männliche Kiwi Matua (Bild rechts oben) gilt als Universalbefruchter für alle weiblichen Kiwi (chinensis, deliciosa und arguta) – sie bildet keine Früchte!
Für die Arguta-Kiwi gibt es zusätzlich den männlichen Befruchter Nostino (Bild rechts).

