Tipps zur Pflanzung von Obst-Hochstämmen
Unsere alten hochstämmigen Obstbäume auf dem klassischen Obstwiesen wurden überwiegend vor vielen Jahrzehnten angepflanzt, später oft vernachlässigt und haben heute vielerorts ihre natürliche Altersgrenze erreicht. Um den Lebensraum Streuobstwiese oder auch nur den Obst-Hochstamm als Hausbaum zu erhalten, fehlt es heute vor allem an jungen Bäumen und Naturfreunden, die diese Pflegen. Wir wollen dieses wichtige Thema wieder in den Vordergrund rücken, beraten Sie und bieten eine breite Palette „Alter“ Obstbaumsorten an.
Wie lange noch werden sie Landschafts- und Ortsbilder bereichern, die großkronigen, hochstämmigen, alten Obstbäume? Sie wurden überwiegend vor vielen Jahrzehnten angepflanzt, später oft vernachlässigt und haben heute vielerorts ihre natürliche Altersgrenze erreicht. Um den Lebensraum „Streuobstwiese“ oder auch nur den Obst-Hochstamm in der Kulturlandschaft langfristig zu erhalten, fehlt es heute vor allem an jungen Bäumen und Naturfreunden, die diese Pflegen. Für den Obstwiesenschutz sind deshalb Nachpflanzungen in vorhandenen Beständen und die Neuanlage von extensiv gepflegten Obstwiesen besonders wichtig.
Wir wollen Ihnen daher das Know-How zur Pflanzung der ökologisch so wertvollen Obst-Hochstämme geben. Dies kann in größeren Gartenanlagen oder auf nicht genutzten landwirtschaftlichen Flächen der Fall sein.
Günstig sind Hanglagen mit Kaltluftabfluß, ungünstig sind dagegen feuchte Tallagen.
Flachgründige und staunasse Böden sind ebenso ungeeignet, wie extrem arme Sandböden.
Im Zweifelsfall sollte ein Fachmann die Standorteignung zum Bepflanzen mit Obst-Hochstämmen prüfen.
In vielen Städten, Gemeinden oder Ländern werden die Neuanlagen und sogar Pflege von Streuobstwiesen finanziell gefördert. Erkundigen Sie sich danach oder sprechen Sie uns an. Wir können Ihnen Tipps geben, wo Sie hier ansetzen können.
Welche Bäume sind geeignet für eine Obstwiese?
Der Erfolg der Pflanzung hängt maßgeblich von der Qualität des Pflanzgutes ab. Die Obst-Hochstämme sollten folgenden Qualitätskriterien entsprechen:
- Hochstämme mit Stammhöhe >180 cm
- Stammumfang in 1 m Stammhöhe mindestens 7-8 cm
- Krone aus mindestens 4 starken Leittrieben
- Veredlungsstelle mindestens 10 cm über den Wurzeln
- Veredlungsunterlage: Sämling oder stark wachsende vegetativ vermehrte Unterlage
- robuste, wenig krankheitsanfällige Sorten – laden Sie hier die Sortenliste vom NABU mit empfehlenswerten Sorten für extensiven Obstwiesenanbau
Unser Sortentipp: Weisser Winterglockenapfel
Unsere Streuobstwiesen-Apfelsorte ist der Weisse Winterglockenapfel. Der Winterglockenapfel ist eine Alte Apfelsorte unbekannter Herkunft – vermutet wird der Ursprung in der Schweiz.
Der Baum ist wüchsig, zunächst mit starken, steil ansetzenden Seitentrieben, die eine aufrechte Krone mit viel Quirlholz ergeben. Der Kronenaufbau erfordert später einen nur geringen Schnitteingriff bzw Pflegeaufwand.
Die Früchte des Winterglockenapfels sind mittel bis groß, ungleichmäßig glockenförmig, mit grünweisser Schale, sonnenseits mit rötlichem Anflug. Das Fruchtfleisch ist fest, weiss, herbsäuerlich erfrischend, jedoch mit wenig Aroma. Die Erträge sind mittel bis hoch und regelmäßig. Der Fruchtbehang ist oft traubig.
Die Reifezeit des Winterglockenapfels beginnt Mitte Oktober, die Genußreife ab Januar. Der Apfel hat eine natürlich lange Lagerfähigkeit bis April-Mai.
Unser Fazit: Der Winterglockenapfel ist ein dankbarer Spätapfel, der zuverlässig regelmässige und hohe Erträge bringt. Er ist sehr saftig und erfrischend. Er empfiehlt sich auch zum Frischessen, jedoch in erster Linie zur Saftpresse.
Die beste Pflanzzeit für Obstbäume
Fast alle Obstarten werden mit größtem Anwachserfolg im Herbst in der Zeit vom Laubfall bis zum Wintereinbruch gepflanzt. Ausnahme bilden hier nur Obstarten und -Sorten, die bekanntermaßen frostempfindlich sind, wie zum Beispiel Walnuss & Maronen, Aprikose und Pfirsich. Im Herbst gepflanzte Bäume bilden bis zum Austrieb im Frühjahr schon neue Wurzeln, so dass ein rascher und kräftiger Laubaustrieb erfolgen kann. Auch trockene Perioden im Frühjahr werden meist bei Herbstpflanzung besser überstanden. Frühjahrspflanzungen im frostfreien Boden sind von März bis April möglich. Im ersten Jahr ist dann jedoch auf ausreichende Bewässerung zu achten.
Im Jahr der Pflanzung entwickeln sich die Bäume oberirdisch nur moderat. Der junge Baum muß sich erst unterirdisch etablieren und neue Wurzeln bilden. In der Regel ist dann ab dem zweiten Standjahr mit einem erheblichen Wachstumsschub zu rechnen, der dann erste Schnittmaßnahmen in der Baumerziehung erforderlich macht.
Unser Containerobst ist ganzjährig beziehbar und pflanzbar. Voraussetzung hierfür sind in der Winterzeit „offene Böden“, das bedeutet Schnee- und Frostfreiheit. Im Sommerhalbjahr ist ausreichende Bodenfeuchtigkeit unabdingbar.
Pflanzabstände und Bodenvorbereitung
Der Platzbedarf von hochstämmigen, großkronigen Obstbäumen wird oft unterschätzt! Entsprechend der maximal möglichen Kronenbreite sollten die folgenden Mindestpflanzabstände bei Pflanzungen in Obstwiesen beachtet werden:
- Äpfel: 10×10 m bis 12×12 m
- Birnen: 8×8 m bis 10×10 m
- Süßkirschen: 12×12 m bis 14×14 m
- Sauerkirschen: ca 4×4 m
- Pflaumen: 6×6 m bis 8×8 m
- Walnuss und Speierling: 10×10 bis 15×15 m
Natürlich gelten diese Abstände nur als Richtmaß. Das lockere Pflanzen in die Landschaft ist einem festen Rastermaß aus optischen Gründen in jedem Fall vorzuziehen. In gewachsenen, älteren Obstwiesen werden immer wieder einzelne Bäume ersetzt oder der Bestand ergänzt. Hier wird dann einfach per Augenmaß auf Lücke gepflanzt, was ein deutlich natürlicheres, harmonisches Bild ergibt.
Auf geeigneten Böden mit vorheriger landwirtschaftlicher Nutzung sind aufwendige Bodenvorbereitungen meist nicht erforderlich. Der humose Oberboden wird als Pflanzerde verwendet. Eine Aufbesserung mit Komposterde ist sinnvoll, aber aufwendig. Wichtig ist, beim Aushub auf Bodenverdichtungen in der Pflanzgrube zu achten und solche zu beseitigen. Die Pflanzgrube sollte etwa doppelt so breit und tief sein, wie der Ballen des Baumes.
Materialbeschaffung zur Pflanzung eines Obst-Hochstammes
Neben der Beschaffung des Pflanzgutes sind folgende Materialien und Geräte bei der Pflanzung erforderlich:
- Baumpfähle der Länge 280 cm und Stärke 5/6 bis 8/10 cm, idealerweise aus harten Holz, wie Eiche oder Kastanie.
Bei Beweidung sind 3 Pfähle nötig, um einen effektiven Verbißschutz, den so genannten „Dreierbock“ anzubringen! Die Pfähle müssen nicht imprägniert sein, da sie nur 2-3 Jahre verbleiben bis der Baum eingewurzelt und standfest ist. - Fichtenriegel bei der Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen gegen Weidevieh: 15 Stück / Baum, ca 65 cm lang
- Wühlmausschutz aus feinmaschigem, unverzinktem Seckseckgeflecht unter 1 cm Maschenweite, pro Baum ca 1×1 m
- Verbißschutz aus grobmaschigem Maschendraht, ca 180×200 cm, zum Anbringen Nägel und Hammer
- Kokosstrick oder Baumbinder zum Fixieren des Baumes
Pfählen und Binden der Obst-Hochstämme
Die richtige Anbindung der Obstbäume ist sehr wichtig! Dabei wird die Gefahr oft falsch eingeschätzt. Beim Pfählen geht es weniger um die Gefahr, dass der frisch gepflanzte Baum bei Sturm umgeblasen wird. Viel mehr geht es um die Gefahr, dass bei starken Windböen, insbesondere im belaubten Zustand im Sommer,durch die Hebelwirkung zwischen Krone und Wurzelbereich laufend feine Faserwurzeln im Boden abgerissen werden. Der frisch gepflanzte Baum leidet dann im Hochsommer unter Trockenstress, wächst schlecht an und stirbt im Extremfall ab.
Oft sind Bäume mit Kokosstricken, die den Stamm fest umschließen, angebunden. Damit der Baum nicht am Pfahl scheuert, wird der Strick oft mehrmals um die eigene Achse gedreht, damit er Distanz hält. An der Anbindungsstelle kommt es aber durch den eng anliegenden Strick zu Scheuerstellen und nach Regenfällen zu schlecht abtrocknenden Feuchtigkeitsnestern, die in der Folge bei Apfel- und Birnbäumen leicht zu Pilzinfektionen (Obstbaumkrebs!) führen. Wenn bei Kokosstricken nicht mindestens jährlich, besser halbjährlich, die Anbindung kontrolliert wird, schnürt der Strick den Stamm oft schon nach einigen Jahren ein. Als Alternative zu Kokos wird daher auch immer häufiger breites elastisches Gummiband eingesetzt, das einfach an den Holzpfahl genagelt wird.
Die folgenden Bilder geben beispielhaft eine Übersicht über die Möglichkeiten der Pfählens von Hochstämmen ……
Die Pflanzung von Obst-Hochstämmen in Arbeitsschritten
- Pflanzgrube ausheben, ca 70×70 cm groß und 40-50 cm tief bzw das 1,5 bis 2-fache des Wurzelwerkes des entsprechenden Baumes. Grassoden getrennt lagern, Untergrund sorfgältig lockern.
- Pfosten einschlagen – bei Einzelpfahl auf der Wetterseite
- Pflanzgrube mit Wühlmausschutz auskleiden
- Erdaushub zu 1/3 ins Pflanzloch füllen, dabei eventuell mit Komposterde verbessern
- Wurzelschnitt am Obstbaum ausführen – beschädigte Wurzelbereiche ausschneiden
- Baum einsetzen und mit einem weiteren Drittel des Aushubs verfüllen, fest antreten und dann einschlämmen. Wichtig: die Veredlungsstelle muß ca handbreit über der Erdoberfläche bleiben
- Wühlmausschutz direkt um den Wurzelhals schließen oder knapp über der Erdoberfläche wegschneiden
- Pflanzgrube komplett verfüllen, dabei einen Giesring aus Erde und Grassoden formen
- Baum mittels Kokosstrick oder Baumbinder an den Pfählen fixieren. Kokosstrick direkt unter Krone anbringen und immer als 8 und Baum und Pfahl legen.
- Pflanzschnitt: 4-5 kräftige Leittriebe wählen und diese auf ca 1/3 kürzen und eventuell Abspreizen, alle Konkurrenztriebe an der Stammbasis entfernen
- Auf Weideflächen Verbißschutz aus Maschendraht anbringen (auf Pfähle Aufnageln), eventuell an zusätzlichen Kronenschutz aus Stacheldraht denken
- Wässern – bei Trockenheit regelmäßig. Dabei besser eher seltener (alle 1-2 Wochen) und dafür durchdringend.
Baumentwicklung von Obst-Hochstämmen in den Folgejahren
Der Pflanzschnitt bildet die Grundlage für eine gesunde und kräftige Entwicklung des Jungbaumes und sollte daher besser von einem erfahrenen Fachmann durchgeführt werden. Ziel ist es, ein tragfähiges Kronengerüst zu entwickeln. In den ersten 5 Jahren gilt das Hauptaugenmerk der Pflege eben diesem Aufbau der Krone. Pflegeschnitte sind sowohl im Winter, als auch im Sommer sinnvoll. Beim Sommerschnitt ab Juli werden Konkurrenztriebe entfernt. Im Winter (Februar / März) wird die Kronenentwicklung bei Bedarf korrigiert. Die meisten Hochstammsorten kommen daher erst ab 10 Jahren in ihre Ertragsphase.